Europäisch denken und arbeiten bedeutet kulturelle Vielfalt zu pflegen über nationale Grenzen hinweg.
Inhalt: Zum Jahrestag der Anschläge vom 11. September sind im Jahr 2011 die beiden Türme des World Trade Centers in New York wiederaufgebaut. Anlässlich ihrer Eröffnung werden sie von dem in Bulgarien geborenen Künstler Christo verpackt. Unter dem weißen Stoff, der einem Federkleid ähnelt, sehen die auferstandenen Wolkenkratzer wie Engelsflügel aus.
Ein bulgarischer Journalist mit schwierigem Charakter wird zur Eröffnung gesandt. Bereits seit einem Jahrzehnt verfolgt er die Projekte von Christo und Pilar-Anunción (dies ist der Name von Christos wahrer Gefährtin Jeanne-Claude in diesem Roman). Der Journalist und Ich-Erzähler führt im Laufe der Jahre eine Reihe von Gesprächen mit Christo, bei denen es zwischenzeitlich zum Konflikt kommt und die in wortloser Freundschaft enden. Der Besuch in New York wird für den Journalisten zu mehr als einer Dienstreise. Er versucht, seine verlorene Liebe wiederzufinden – ein Mädchen, das mit der großen Ausreisewelle nach dem Fall der Berliner Mauer nach Amerika gegangen ist. Der Held reist durch seine Erinnerungen, die ihn zurück in die Kindheit bringen, er zieht Bilanz seiner Fehlschläge und Treuebrüche und wird immer mehr von der Angst erfasst, am zehnten Jahrestag des 11. September werde es während Christos Art-Installation ein neuerliches Attentat geben. Und dies würde eine Rache an ihm selbst sein, dem kleinen Helden der Geschichte, der so häufig Liebe und Freundschaft mit Füßen getreten hat. Als einziger Zuspruch bleiben ihm die wenigen ermutigenden Worte, die ihm Christo im entscheidenden Augenblick zuflüstert, im Aufzug auf dem Weg zum Dach des World Trade Centers.
Autor: Georgi Tenev wurde 1969 in der bulgarischen Hauptstadt Sofia geboren, ist Schriftsteller, Regisseur und Produzent. Im Mittelpunkt seiner Werke stehen die für Südosteuropa typischen posttotalitären Gesellschaften. Tenev setzt sich auseinander mit deren kulturellen und ideologischen Leerstellen, mit den aufkommenden Gegenkulturen, der Zerstörung von Utopien und der sozialen Amnesie. In jüngster Zeit wendet er sich auch Umweltthemen zu. Bekannt geworden ist er u. a. mit dem Roman „Parteipalast“ (2018, eta Verlag), den Elvira Bormann-Nassonowa ins Deutsche übersetzt hat.
Übersetzerin: Elvira Bormann-Nassonowa
Umschlaggestaltung: Florian L. Arnold, Elchingen.
Förderung: Dieses Projekt wurde mit finanzieller Unterstützung des Nationalen Kulturfonds Bulgariens im Rahmen des Programms TRANSLATIONS GRANT ’22 realisiert.
Georgi Tenev: Christo und die freie Liebe.
Roman, aus dem Bulgarischen übersetzt von Elvira Bormann-Nassonowa.
112 Seiten, 12,5 B x 20,5 cm H, gebunden, Hardcover, mit Schutzumschlag, Fadenheftung.
ISBN 978-3-946046-36-3.
19,00 EUR (D) | 19,60 EUR (A).
Erstverkaufstag: 25. September 2023.
Rezension von Petra Lohrmann bei „Gute Literatur – meine Empfehlungen“